Peripherie als Zentrum
Denkmalkunde und Kunstgeschichte in peripheren Kulturlandschaften am Beispiel des U.S.-mexikanischen Grenzraums und der "Chicano mural art"
Identifier (Artikel)
Abstract
Dieser Beitrag zum Thema Kunst und Peripherie beschäftigt sich mit den kunstwissenschaftlichen und denkmalkundlichen Erfassungs- und Kartierungsmöglichkeiten fortbestehender Grenzlandschaften als vollwertige Kulturlandschaften. Deren Dimensionen werden weniger von der politisch gesetzten Grenzlinie, sondern gerade aus der grenzüberschreitenden und stets dynamischen Perspektive der oftmals politisch marginalisierten Bevölkerung beiderseits der Grenze selbst konstituiert. Damit rücken ihre schwer lokalisierbaren, da alltäglich, oftmals anti-elitär und bezüglich der herrschenden Leitkultur zweier abgegrenzter Staaten gegenkulturell motivierten und zugleich kunst- und architekturhistorisch selten salonfähigen Artefakte ins Zentrum - und mit ihnen die, von der realen Grenzlinie aus unterschiedlich tief in die jeweiligen Landeshälften ausstrahlenden Interaktionsräume mit ihren politischen, sozialen, kulturellen und mentalen Konstruktionsparametern von Grenzen in den Vordergrund. Der vorliegende Beitrag durchläuft vier Schritte. Schritt 1 diskutiert die politischen, sozialen, kulturellen und mentalen Komponenten von Grenzen in ihrer Ambivalenz zwischen Zentrum und Peripherie. Schritt 2 beschreibt den Grenzraum zwischen den USA und Mexiko aus der herkömmlichen staatsnationalen Perspektive als kulturelle Peripherie, die als angebliche Randzone kultureller Ausdünnung und subversiv-illegaler Migrationstendenz durch Grenzfortifikationen gegenüber dem jeweiligen Nachbarland bewehrt wird. Schritt 3 diskutiert den v.a. kulturwissenschaftlich motivierten Paradigmenwechsel, in dem der Grenzraum nicht mehr als kulturelle Peripherie zweier Nationen, sondern als grenzüberschreitende Kulturlandschaft wahrgenommen wird, die gerade erst von der zentralen (und damit nicht mehr peripheren) Grenzlinie her konstituiert wird. Schritt 4 geht der Frage nach, wie man den dynamischen Kulturraum einer grenzüberschreitenden Bevölkerung anhand ihrer Kulturpraxis bzw. anhand ihrer nachweisbaren, kulturellen Artefakte kartieren kann. Im Falle des US-mexikanischen Grenzraumes beschäftigt sich dieser Beitrag mit dem sog. mural movement der mexikanisch-amerikanischen (Chicano)-Bevölkerung, die gerade das Thema der Aus-, Ein- und Entgrenzung an staatsnationaler Peripherie grenzüberschreitend ins Zentrum ihrer Motivation stellt.
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