Wenn Freunde sterben - Zeo Leonards "Strange Fruit (for David)"

  • Christina Grevenbrock (Autor/in)

Abstract

Die New Yorker Künstlerin und zweimalige documenta-Teilnehmerin (1992 und 2007) Zoe Leonard ist vor allem als Fotografin bekannt. Zu ihren Motiven zählen u.a. Geschäftsfassaden, Objekte im urbanen Raum und Portraits. In diesem Artikel geht es jedoch um eine Arbeit aus dem weniger profilierten Komplex ihrer installativen Werke. "Strange Fruit (for David)" (1992-1997) ist im Kern eine Bodeninstallation mit Fruchtschalen, die sie anlässlich des Aidstods des befreundeten Künstlers David Wojnarowicz geschaffen hat. Die Arbeit ist zu verstehen als Produkt der Trauerarbeit und Bewältigung,aber auch als Mahnung an die Gesellschaft. Typisch für Leonard sind ästhetisch sehr zurückgenommene Inszenierungen, die jedoch emotional stark aufgeladen werden. Viele ihrer Werke thematisieren Erinnerung und loten Möglichkeiten des Festhaltens aus. So auch Strange Fruit - bestehend aus nach dem Essen wieder zusammengefügten Fruchtschalen handelt die Arbeit von der Möglichkeit bzw. Unmöglichkeit des Wiederherstellens. Sie besteht aus organischem Material, gegen dessen dauerhafte Konservierung sich die Künstlerin bewusst entschieden hat. Die allmähliche Zersetzung des Werks ist ein konstitutiver Bestandteil desselben und fungiert als Sinnbild des Todes, verdeutlicht aber auch die Absurdität menschlichen Auflehnens gegen ihn.

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