Kinematografie als Mediumder Umweltforschung Jakob von Uexkülls

  • Katja Kynast (Autor/in)

Abstract

Im Dezember 1898 begibt sich der Zoologe Jakob von Uexküll auf eine besondere Reise nach Paris zu Étienne-Jules Marey, um sich von diesem in die chronofotografische Aufzeichnungsmethode einweisen zu lassen. Diese Begegnung bildet den Auftakt für Uexkülls Verwendung kinematografischer Dispositive in seiner Forschung. Der Beitrag untersucht die Verbindungslinien zwischen dem Dispositiv Kinematografie und ihrer wissenschaftlichen Anwendung durch den Zoologen Jakob von Uexküll. Die Umwelt des Forschers, so die grundlegende These, hat sich durch optische Medien just in dem Moment verändert, als der Terminus durch Uexküll in seiner biologischen wie kulturwissenschaftlichen Dimension definiert wurde. Generell lässt sich bei Uexküll zwischen dem praktischen Einsatz der Kinematografie als experimenteller Methode und ihrer theoretischen Funktion als Gedankenexperiment, Wahrnehmungsmodell und Erfahrung unterscheiden. Für die praktische Anwendung der Kinematografie scheint die chronofotografische Aufzeichnung zentral. Hier ist zu analysieren, wie Uexküll den immateriellen Faktor einer planmäßigen Ausgestaltung der Organismen mittels Chronofotografie sichtbar machen wollte. Zudem nutzt Uexküll die Möglichkeit des Kinos verschiedene Wahrnehmungsmodi zu simulieren, um seinen Lesern seine perspektivierende, nicht-anthropozentrische Herangehensweise zu veranschaulichen. Erkenntnis- wie wahrnehmungstheoretisch verortet der Beitrag Uexküll im 19. Jahrhundert, als das sogenannte subjektive Sehen, also die physiologischen Grundlagen der Wahrnehmung, auch mittels präkinematografischer Verfahren erforscht wurde. Anschließend daran betont er das Subjektive am Wahrnehmungsvorgang, das er mithilfe (prä-)kinematografischer Verfahren wie Zeitlupe, Zeitraffer und Nachbildwirkung belegen möchte. Zudem knüpft Uexküll an die Momenttheorie Karl Ernst von Baers an, um die subjektiven Zeiten jeden Individuums, die der Umweltforscher berücksichtigen muss, definieren zu können.

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