Das Werk von Vladimir Arkhipov

Über die Humanität des Archivs und die regressive Autorschaft des Sammlers

  • Natalia Ganahl (Autor/in)

Abstract

In der Kunst der letzten Jahrzehnte erleben wir eine regelrechte Renaissance des Archivs, der Schatzkisten und Sammlungen, die als Symptom des von Jaques Derrida diagnostizierten mal d’archive (Mal d’archive. Une impression freudienne, 1995) erscheint. Während die Kunstkammern des 17. Jahrhunderts die Entwicklung der klassischen (natur)wissenschaftlichen und kunsthistorischen Systematik forderten, geht es heute um die wissenstheoretische und wissenshistorische Reflexion der Geisteswissenschaften, sowie um die Revision der diskursiven Instrumente und Repräsentationsregeln in der Kunst. Das langfristig angelegte internationale Projekt des russischen Künstlers Vladimir Arkhipov (*1961) stellt ein Sammel- und Repräsentationsverfahren dar, welches sein Objekt – „von den einfachen Menschen eigenhändig gebastelte einmalige funktionale Gegenstände“ - als einzigartiges Phänomen der Kunst und Kultur konstruiert, wobei die gängigen Praktiken des Archivierens und Musealisierens verwendet und hinterfragt werden. Die scheinbar einfache Idee von Vladimir Arkhipov öffnet immer neue Aspekte für die weitere Diskussion. In diesem Aufsatz wird das Projekt des Künstlers im Kontext der Moskauer konzeptuellen Kunst vorgestellt und in diesem Bezug die Fragen nach der Rolle der Alltagsgegenstände im individuellen und kollektiven Gedächtnis, nach der Dialektik des Archivierens, und nach dem Status des Künstlers als Archivar behandelt.

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