Das Buch als Hypertext: Zur medialen Prägung von Bildkonstellationen
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Abstract
Der Beitrag untersucht das Verhältnis von Bildgefügen und medialem Kontext am Beispiel des Ausstellungskatalogs und Künstlerbuchs Constantin. Er fragt nach theoretischen Möglichkeiten, Bildgefüge in Bezug zu ihrem spezifischen medialen Zusammenhang zu beschreiben. Auf welche Weisen werden Bezüge zwischen Bildern hergestellt und inwiefern prägt das buchmediale Bezugssystem diese Bildgefüge? Im Anschluss an Nelson Goodmans Symboltheorie werden unterschiedliche Bezugnahmepraktiken erläutert. Goodmans Begriff der Bezugnahme ist so weit gefasst, dass sich über ihn sowohl die Interaktion zwischen den Bildern als auch das Verhältnis von Bildgefüge und Buchmedium bestimmen lässt. So etwa über den Begriff der ‚Anspielung‘, der ‚Variation‘ und über ‚Multiple und komplexe Bezugnahmen‘. Über die Exemplifikation buchspezifischer Merkmale nehmen die Bilder Bezug auf den medialen Kontext. Constantin präsentiert die gleichnamige Installation von Olaf Nicolai, die er für den Kunstraum Dornbirn, Österreich entwickelt hat und die dort von August bis November 2006 gezeigt wurde. Das Zentrum des Katalogs bildet ein ganzseitiges, gerahmtes Installationsfoto, das die Installation, eine Leichtwindanlage in der Montagehalle zeigt. Um dieses Foto in der Mitte des Katalogs spannt sich ein Kräftefeld, das aus drei untereinander korrespondierenden Teilkomplexen – ‚Figur – geometrisch‘, ‚Constantin‘ und ‚In space‘ – montiert wurde. Diese Konstellation eröffnet die unterschiedlichsten Interpretationsmöglichkeiten, denn sie ist, wie Felix Thürlemann unter dem Begriff Hyperimage erläutert, „aus autonomen Einzelwerken zusammengesetzt“. Wie entstehen dennoch Bezüge innerhalb der Bildgefüge und welche Rolle spielt dabei das Buchmedium? Schafft es nicht gerade Festigkeit, Abgeschlossenheit und Begrenztheit und damit einen Gegenpol zum offenen Interpretationsraum? Druck, Bindung und Seitenfolge fixieren und stabilisieren die Auswahl der Themenaspekte, ihre spezifische Anordnungslogik und die damit getroffenen bildlichen Aussagen. Dieser Finalisierung arbeiten die multiplen und komplexen intertextuellen Bezugnahmen in Constantin jedoch konsequent entgegen. Die Bezüge erzeugen Offenheit und Mehrdeutigkeit, sie halten die bildlichen Aussagen in der Schwebe. Die kontinuierlichen Bedeutungsverschiebungen werden dabei von unterschiedlichen Darstellungsmodalitäten (technischen Zeichnungen, Filmstills und Fotografien) unterstützt.
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