Ambivalenzen der Utopie in der Gegenwartskunst
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Abstract
Die von Molly Nesbit, Hans Ulrich Obrist und Rirkrit Tiravanija kuratierte Utopia Station auf der Venedig Biennale 2003 gilt als eine der wichtigsten Kunstausstellungen, die sich im vergangenen Jahrzehnt der Wiederbelebung von Fragestellungen zum Verhältnis von Kunst und Utopie widmete. Neben der Präsentation einer Vielzahl künstlerischer Positionen artikulierte die Ausstellung selbst den Anspruch, einen utopischen Impuls zu aktualisieren. Die partizipatorischen und gemeinschaftsbildenen Elemente der Ausstellung zielten situativ darauf ab, eine kommunikativ befreite intersubjektive Praxis zu stiften, während die von Liam Gillick entworfene Ausstellungsarchitektur eine formalästhetische Überschüssigkeit ihrer Formzusammenhänge betonte und sich damit in die Tradition einer „funktionalen Utopie“ einschrieb. Anhand der beiden Register partizipatorischer Praxis und einer Utopie der Form lassen sich zwei wirkmächtige Konzepte erläutern, die den Bezug der Kunst auf den Topos der Utopie in der Gegenwartskunst prägen. Dabei wird deutlich, dass die Utopie insgesamt in einem im Vergleich zur Moderne veränderten Verständnis erscheint: Sie wird als wesentlich partikular gedacht und nicht mehr bereits intern auf einen Begriff des Ästhetischen bezogen, wie er für die utopische Ausdeutung der modernen Kunst noch paradigmatisch erschien.
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