Macht_Spiel_Räume

Machtverhältnisse in der künstlerischen Arbeit Faust von Anne Imhof auf der Venedig-Biennale 2017

  • Jitka A. Wößner (Autor/in)

Abstract

Der Text nimmt die konkreten Erscheinungsformen der künstlerischen Arbeit Faust von Anne Imhof aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick, um herauszufinden, welche Funktionsweisen bzw. Konzeptionen von Macht sich aus den künstlerischen Anordnungen ableiten lassen. Angesichts der zahlreich eröffneten Ambivalenzen in Faust, die ein Denken entlang traditioneller Oppositionen wie Macht und Ohnmacht verunmöglichen, wird Foucaults Machtverständnis herangezogen und als Beobachtungsbegriff an die Arbeit angelegt. Die konkrete Fragestellung lautet, ob bzw. inwiefern sich in dem Zusammenwirken unterschiedlicher Elemente der Performance im deutschen Pavillon ein komplexes Netz von Macht(verhältnissen) entspannt. Analysiert werden dafür ausgewählte Bewegungssequenzen der performenden Einzelkörper sowie Kollektivkörper, die bauliche Umgestaltung des deutschen Pavillons und darin positionierte Körper, die omnipräsenten gläsernen, semitransparenten Einbauten, Blickkonstellationen aller im Raum Anwesenden und der Titel Faust selbst. Die Untersuchung erzeugt eine Lesart von Faust als eine künstlerische Position, die sich gegen herrschaftsförmige Stillstellung, (hierarchische, insbesondere auch geschlechtliche) Zweiteilungen sowie das Verbergen oder Verleugnen von Verletzlichkeit wendet. Im Umkehrschluss steht sie für Unabschließbarkeit, bewegliche Machtverhältnisse bzw. das Wissen um die Beweglichkeit von Machtverhältnissen, die Aufrechterhaltung von Ambivalenzen bzw. die Fähigkeit, Ambivalenzen auszuhalten sowie die Demonstration der und das Bekenntnis zur gegenseitigen Abhängigkeit und Verletzlichkeit. Insofern sich in der künstlerischen Arbeit damit grundlegende Merkmale der feministisch geprägten Theorie der Agonalität zeigen, skizziert sich in ihr ein Entwurf des Politischen.

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