Rekonstruktionen und retrospektive Neubauten zwischen Brandenburger Tor und Palast der Republik
Tendenzen der Historisierung des Stadtraums und deren Auswirkungen auf die Denkmalpflege
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Abstract
Die Stadtplanung im wiedervereinigten Berlin sah sich Anfang 1991 mit einer Fülle von Aufgaben konfrontiert. Sie reagierte darauf mit einem konservativen Planungsleitbild um die Identität der Stadt zu schützen. Die Planungen folgen bis heute dem Bild der Europäischen Stadt und dem System der Kritischen Rekonstruktion. Das neu geschaffene Ordnungssystem des Planwerk Innenstadt versucht die historischen Baufluchten wiedereinzuführen, die überlieferte Parzellenstruktur und den Maßstab der Stadt zu wahren. Die Propagierung eines städtebaulichen Leitbildes, das sich an der Stadt des 19. Jahrhunderts orientiert, lenkt seitdem die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Bauten dieser Periode und diskreditiert den Städtebau und die Architektur der Sozialistischen Moderne. Die Bauten der DDR-Nachkriegsmoderne wurden somit, als unhistorische Bestandteile der Stadt, bereits entfernt oder sind in ihrem Erhalt stark gefährdet. Architekten und Stadtplaner erzeugen durch Rekonstruktionen und retrospektive Neubauten in vielen Bereichen ein fiktives, quasi historisches Stadtbild. Ob diese, sich an einem historischen Vorzustand orientierende Stadtbildpflege mit zeitgemäßer städtebaulicher Denkmalpflege vereinbar ist, bleibt fraglich. Betrachtet man die geschichtlichen Hintergründe dieser Entwicklung, lassen sich vielfältige Parallelen zu früheren Epochen der Stadtbildpflege in Berlin ziehen. Am Beispiel der Straße Unter den Linden können die Auswirkungen der Tendenzen der Historisierung auf Denkmale und Denkmalpflege erläutert werden.
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