ECHT UNECHT. Über die Bedeutung der Denkmalpflege in Zeiten der Künstlichkeit

Vortrag in den Franckeschen Stiftungen am 19. Juni 2001 anlässlich der Jahrestagung der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland

  • Hanno Rauterberg (Autor/in)

Abstract

Die Vergangenheit ist allgegenwärtig zu Beginn des 21. Jahrhunderts, und obgleich die Sehnsucht nach ihr groß ist, malt sich die Öffentlichkeit sehr unterschiedliche Bilder vom Denkmal und vom Denkmalpfleger. Der Artikel stellt unbequeme Fragen: Warum werden Denkmale geliebt, die Denkmalpfleger hingegen als Lumpensammler, Besserwisser, Fortschrittsfeinde etc. beschimpft? Woraus bezieht die Denkmalpflege ihren Anspruch auf Deutungsmacht und Verbindlichkeit, auf das Postulat eines öffentliches Interesses? Gibt es unterschiedliche Interessen zwischen Denkmalprofis und Denkmallaien, wie erklären sie sich? Gibt es eine moralische oder philosophische Instanz, die verbieten könnte, was unseren Vorvorvätern gestattet war: der Rückgriff auf historische Architekturstile? Gibt es dies: das Original? Dass sich die Denkmalpflege spätestens seit dem Gutachten von Dieter Hoffmann-Axthelm für die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen vom März vergangenen Jahres in einem ziemlichen Dilemma befindet, wird von niemandem mehr bestritten. Nur ein Weg scheint aus diesem herauszuführen: Selbstreflexion innerhalb des Faches, Offenlegen der eigenen Zweifel und vor allem: die stärkere Betonung dessen, was Denkmalpflege zu leisten imstande ist. Als keine gänzlich objektive Wissenschaft kann sie eine Vielfalt von Möglichem, viele denkbare Bedeutungen eröffnen, Fragen stellen und keine endgültigen Antworten liefern, einladen zum Nachdenken und Nachsinnen.

Statistiken

loading
Sprache
de