Von der ironischen Distanz zur überraschenden Wendung
Wie sich das unzuverlässige Erzählen von der Literatur- in die Filmwissenschaft verschob
Identifier (Artikel)
Abstract
Der Artikel untersucht, wie das literaturwissenschaftliche Konzept des 'unzuverlässigen Erzählens' von der Filmwissenschaft adaptiert wurde, wobei ein besonderes Augenmerk auf Bedeutungsverschiebungen liegt, die mit dem Transfer verbunden sind. Als Ausgangspunkt dient die Beobachtung, dass in filmwissenschaftlichen Publikationen mit dem Begriff gemeinhin eine ganz andere narrative Konstellation bezeichnet wird als in literaturwissenschaftlichen Publikationen. Während letztere Formen ironischer Distanzierung behandeln, untersuchen erstere vornehmlich Fälle von Zuschauertäuschung mit überraschender Wendung. Dieser Befund ruft die Frage hervor, ob sich die starke Abwandlung des Konzepts mit Unterschieden zwischen Literatur und Film rechtfertigen lässt. Indem der Artikel aufzeigt, dass beide Konstellationen im jeweils anderen Medium genauso möglich sind (auch wenn entsprechende Beispiele nur selten mit unzuverlässigem Erzählen in Verbindung gebracht werden), vertritt er die These, dass mediale Unterschiede in diesem Fall eher überbetont werden, und plädiert für die Entwicklung von Analysemodellen, mit denen sich medienspezifische Differenzen genauer erfassen lassen.
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