Die Archivfalle

  • Julia Fertig (Autor/in)

Abstract

Die aktuellen Archivdiskurse in Archivistik, Archivologie und Archivkunst (um vorerst bei diesen drei gegenübergestellten Sphären zu bleiben) haben neben vielen gegenläufigen auch eine Anzahl übereinstimmender Tendenzen, die sich wie folgt zusammenfassen lassen: Prozessualisierung, Performativität, eine stärkere Verortung im „Hier und Jetzt“, Feedbackoder Netzwerkfunktion des Archivs. Impulse für diese Entwicklung sind aber fast ausnahmslos aus dem „außerarchivischen“ bzw. gesamtgesellschaftlichen Raum in die Archivdiskurse eingegangen und in Zusammenhängen wie der „Digitalen Revolution“ zu suchen. Auch die Archivkunst übt entscheidenden Einfluss auf die Erschaffung und Erprobung neuer Archivbegriffe aus. Die Rezeption der Archivkunst des Moskauer Konzeptualismus lässt jedoch verfremdende Verfahren des Spiels, der Ironisierung außer Acht. Die spezifische gesellschaftlich-historische Situation der Marginalisierung wirkt sich ebenfalls auf die spezifische Konzeptualisierung von Archivbegriffen aus. Vor dem Hintergrund der modernen Archivwissenschaft muss daher dringend erarbeitet werden, wie dieses Material archivarisch zu bewerten ist, welche Bedeutung der Entstehung und Überlieferung dieser Sammlungen zugemessen werden kann, welche Maßstäbe an Objektivität gesetzt werden müssen oder können. Nun geht es darum, ein Instrumentarium zu entwickeln, ob und wie dieses Archiv als konkretes Archiv gelesen werden kann und kritisch zu analysieren, welche historisch und ästhetiktheoretisch verwertbaren Erkenntnisse es für uns bereithält.

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