Vom prozessualen Werden des Materials zur Prozessualität von Wahrnehmung und Raum

Das Potential von Skulptur bei Richard Serra

  • Sandra Beate Reimann (Autor/in)

Abstract

Nach Experimenten mit Formlosigkeit entdeckte Richard Serra Ende der 1960er Jahre COR-TEN-Stahl als seinen Werkstoff und verwirklicht seither Skulpturen, die hinsichtlich Material und Form in Dauerhaftigkeit, Stabilität und Schwere kaum zu überbieten sind. Damit verhalten sie sich antithetisch zur Verflüssigung und Verflüchtigung des Materials in der Skulptur des 20. Jahrhunderts, als deren Kronzeuge Serras frühes postminimalistisches Schaffen fungiert. Trotz der Stabilität des Stahls und der Starrheit der Platten sind Serras Skulpturen dennoch durch ein "prozessuales Werden" gekennzeichnet. Mit der Konzeption von großen, unüberschau- und begehbaren Arbeiten verlagert sich die Prozessualität vom Material in die zeitliche und peripatetische Rezeption. Aus seinem Interesse heraus, das Verhältnis von Subjekt und Objekt zu befragen, findet Serra zu einer skulpturalen Auseinandersetzung mit Fragen der Wahrnehmung und des Raumes. Dabei wird nun der Raum selbst zu Serras plastischem Material. Nach der von ihm selbst exerzierten Dekonstruktion und Auflösung der Skulptur wandelt sich Serras skulpturales Projekt hin zu einer medialen Neudefinition. Dabei liegt das Potential seiner Skulpturen in der Möglichkeit, zeitgenössische Raumkonzeptionen erfahrbar zu machen, anstatt diese nur bildlich zu repräsentieren oder metaphorisch zu vermitteln.

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