Die Modernität rückwärtsgewandten Bauens
Selbstlegitimation und Selbstkritik des Historismus in architekturtheoretischen Äußerungen von Johannes Otzen
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Abstract
Johannes Otzen hat das Problem des Eklektizismus in der Baukunst seiner Zeit – und in seinem eigenen Schaffen – in zahlreichen architekturtheoretischen Vorträgen und Aufsätzen permanent und am Ende seiner glanzvollen Karriere geradezu obsessiv erörtert. Die Generation seiner Schüler und Enkel, die sich die «Überwindung» des Historismus als Verdienst zuschrieben, haben den selbstkritischen Zug dieser Architektengeneration stets beflissen ignoriert. Darin, weniger in der Geringschätzung des Zitatcharakters historistischen Bauens, lag und liegt die eigentliche Ungerechtigkeit im Urteil über diese Epoche. Für den modernen Halbbildungsbürger ist das Vorurteil vom stil- und charakterlosen «19. Jahrhundert» bis heute fester Bestandteil der kulturhistorischen Vorstellungswelt geblieben. Obschon sich aufwendige Restaurierungen von Sakral- und Profanbauten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts in den letzten beiden Jahrzehnten häuften und die frühere pauschale Ablehnung mancherorts sogar in kritiklose Begeisterung umzuschlagen scheint, bedarf es immer noch besonderer Anstrengung, wenn deutlich gemacht werden soll, warum eine mittelalterliches Bauwerk nicht wertvoller oder besser ist als ein «pseudomittelalterliches». Was hat es mit dieser Denkgewohnheit auf sich? In welchen Vor- und Einstellungen, in welcher Mentalität lagen seine Ursachen? Wie verdunkelt und verwirrt es noch das heutige Denken über Kunst, Architektur und ihre Geschichte? Diesen Fragen geht die folgende Analyse der architekturtheoretischen Äußerungen Otzens nach.
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