„Metapher“ als Metapher

Zur Relevanz eines übertragenen Begriffs in der Analyse figurativer Bilder

  • Marius Rimmele (Autor/in)

Abstract

Obwohl die frühneuzeitliche Kunsttheorie sich durch erhebliche Übernahmen von Konzepten und Begriffen aus der Rhetorik auszeichnet, hat sich die Metapher als kunstwissenschaftliche Kategorie bis heute nicht wirklich etabliert. Kunsthistorische Einführungen bieten keine Operationalisierung des Begriffs für die Analyse von Bildern. Im Text wird die These verfolgt, dass aufgrund der medialen Differenzen zwischen sprachlichem/ schriftlichem Text und Bild sowie der verschiedenen Konzeption auch benachbarter Begriffe wie Allegorie und Symbol ein Transfer des Begriffes Metapher aus der Philosophie oder Literaturwissenschaft nicht nur Schwierigkeiten birgt, sondern da, wo er erfolgt ist, selbst Züge metaphorischer Übertragung aufweist. So werden zentrale Implikationen aus der Herkunftssphäre des Begriffes ausgeblendet bzw. gefiltert und das, was dem Begriff entsprechen soll, bleibt notwendig unscharf. Die vorgestellten Versuche von Philosophen und Kunstwissenschaftlern, eine genuin bildliche oder visuelle Metapher unter Einbezug metaphertheoretischer Definitionskriterien zu bestimmen bzw. in der Analyse von Bildern zu nutzen, belegen, dass – im Gegensatz zum klar situierten Ort der Metapher in der Sprache – auch sehr verschiedene Niveaus möglich sind: von der Makroebene ganzer Bilder über bestimmte Darstellungsstrategien bis hin zur Mikroebene (unkodifizierter) Farbsymbolik. Zwei Tendenzen zeichnen sich ab: Entweder man betont die vor allem in der philosophischen und psychologischen Metaphertheorie zentralen kognitiven Vorgänge und kann dafür kein konkretes bildsprachliches Phänomen eingrenzen oder man begrenzt die Verwendung auf bestimmte Darstellungsstrategien und deren hermeneutische Korrelate, sieht sich dann aber gezwungen, den kognitiven Kern der Metapher im Sinne einer erhellenden Verschmelzung, Übertragung, eines Vergleichs zweier semantischer Felder etc., preiszugeben.

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