Emotionalität und Denkmalverständnis

Vortrag anlässlich des Symposiums «Nachdenken über Denkmalpflege» im Haus Stichweh, Hannover am 3. November 2001

  • Mathis Nitzsche (Autor/in)

Abstract

Die Frage nach einem Denkmalgefühl wurde in denkmalpflegerischen Diskussionen zwar schon öfter aufgeworfen, jedoch konnte sich bisher niemand durchringen, eine systematische Verbindung zwischen Denkmaltheorien und Emotionstheorien herzustellen. Dieser Beitrag will das Verhältnis von Emotionalität und Denkmalverständnis beispielhaft am Völkerschlachtdenkmal zu Leipzig erläutern. Ausgangspunkt der Überlegungen war die Rieglsche Theorie über den modernen Denkmalkultus, die ins Verhältnis gesetzt wurde zu einer ganz allgemein verstandenen Emotionalität ( Lebensgefühl ), die sich in Bewertungsprozessen zu einem bestimmten Empfinden gegenüber dem Denkmal ausbilden kann. Dabei wurde nach Riegl zwischen Vergangenheitswerten als den wesentlichsten Denkmalwerten und Gegenwartswerten, die an einem zum Denkmal erklärten Alten wirken, unterschieden. Der von Riegl charakterisierte Gebrauchswert konnte zusätzlich um einige, heute weit verbreitete Bedeutungsebenen des Denkmals (Finanzwert, Imagewert) erweitert werden. Die Grundthese des Vortrages ist, dass erst mit der Ausbildung von bestimmten höheren Gefühlen (Haltungen, Einstellungen, Identifizierungen) bei einer breiten Mehrheit und beim Denkmaleigentümer die Zeugnisse der Vergangenheit einem sicheren Substanzschutz unterliegen. Diese Behauptung erfolgt mit dem Wissen, dass Denkmale bei Vielen keine oder nur geringe emotionale Reaktionen hervorrufen.

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