Der Industriearchitekt Egon Mahnkopf

  • Ulrich Hartung (Autor/in)

Abstract

In kurzem Überblick werden die Arbeiten des Industriearchitekten Egon Mahnkopf vorgestellt, den äußere Beschränkungen und Maßgaben immer wieder in seiner Kreativität herausforderten. Bilden Mahnkopfs Bauten die bekannte Ausnahme von der Regel? Waren sie Oasen in einer baukulturellen Wüste, eingefasst von Plattenbauten, bestenfalls markiert von stalinistischer Machtarchitektur? Mit dem Verweis auf Arbeiten anderer Entwerfer wird zu zeigen versucht, dass dies ein Klischeebild ist. Gewiss zeugen die behandelten Bauten von einer besonderen Gestaltungskraft, und es war auch kein Paradox , sondern ergab sich aus den jeweils verschiedenen Aufgaben von Werksbauten, dass bei der Erstellung von Industriekomplexen weitaus weniger typisiert werden konnte als im Wohnungsbau und hier insofern für Architekten ein größerer Gestaltungsspielraum bestand. Dennoch lässt sich Mahnkopfs Architektur nicht als Einzelerscheinung verstehen die Geschichte ihrer Entstehung wäre als die einer Durchsetzung von individueller Kreativität gegenüber einer Planungsbürokratie von vornherein falsch entworfen. Der Gedanke lebt von der Unterstellung, die Entscheidungsträger hätten normative Angleichung und gestalterische Nivellierung als Selbstzweck betrieben. Wenn Dieter Hoffmann-Axthelm der Ostberliner Bauproduktion vorwirft, sie lasse, wie die DDR-Architektur im Ganzen, jede subjektive Zuspitzung vermissen; es handle sich hier um Apparatearchitektur, wo keine Person Verantwortung übernommen hat , und sie sei von einem hölzernen Objektivismus bestimmt, dann lässt sich schon an der Wortwahl dieser Polemik, mit der immerhin der Stalinismus in der Architektur charakterisiert werden soll, der klassische Fehler einer Definition ex Negativo erkennen. Gerade weil Hoffmann-Axthelm die baulichen Hinterlassenschaften des anderen Deutschlands nach seinen eigenen und ziemlich konventionellen Maßstäben beurteilt und entsprechend verurteilt, demonstriert er nur seine Ignoranz gegenüber sehr persönlichen Architekturen, die vom alten Teil des neuen Berlins aus leicht zugänglich sind. Es hat wohl auch mit einer solchen wegwerfenden Haltung und der entsprechenden Praxis zu tun, dass die Bauten von Egon Mahnkopf heute hochgradig gefährdet sind. Sie und andere zu finden, zu schützen und neu zu nutzen, wird fast ebensoviel Aufmerksamkeit und Einfallsreichtum erfordern, wie ihr Entwerfer ihnen widmete.

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