Einmal Heterotopie und zurück: Thomas Hirschhorns Bataille-Monument auf der Documenta 11

  • Susana Saéz (Autor/in)

Abstract

Rezension zu: Thomas Hirschhorns Bataille-Monument auf der Documenta 11

Ein Kunstwerk der anderen Art. Anfahrt inklusive. In Thomas Hirschhorns Bataille-Monument schlägt das Herz der Documenta 11. So lautet jedenfalls das Urteil der meisten Besucher und kritischen Beäuger der diesjährigen Kasseler Kunstmeile. Für hundert Tage hat der Schweizer Trash-Künstler, weitab vom traditionellen Trubel rund um das Fridericianum, eine acht Stationen umfassende citta ideale errichtet, die dem französischen Allroundgenie Georges Bataille gewidmet ist. Im Vordergrund steht dabei Batailles Idee der produktiven Verausgabung, die als Theorie des "vermeintlich Unzweckmäßigen" zu verstehen ist. Im Zeitalter grenzenloser Profithascherei ist die Verklärung des scheinbar Ineffizienten zweifellos als Affront zu verstehen. Batailles philosophisches Werk hat auf diese Weise Einlass in einer Gegend gefunden, in der Arbeitslosigkeit, Gewalt und Resigniertheit an der Tagesordnung stehen. Ohne Hirschhorns Engagement wäre das Kunst-Spektakel wohl unbemerkt an der Wöhler-Siedlung vorbeigerauscht. Doch der Schweizer Künstler hat gemeinsam mit den hier Ansässigen seine sozialutopische Installation umgesetzt und fordert so den Documenta-Besucher auf, sich in den Kasseler Norden zu begeben und sich auf ein Mikrokosmos einzulassen, der sich als Heterotopie in eine Welt eingenistet hat, die meilenweit von jeglichen Ambitionen der Kunst zu sein scheint. "Es gibt ... in jeder Zivilisation ... wirkliche Orte ... tatsächlich realisierte Utopien, in denen die wirklichen Plätze innerhalb der Kultur gleichzeitig repräsentiert, bestritten und gewendet sind. Weil diese Orte ganz anders sind als alle Plätze, die sie reflektieren oder von denen sie sprechen, nenne ich sie ... Heterotopien.", Michel Foucault.

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