Schöpferische Denkmalpflege? Anmerkungen zu einem Schimpfwort

Vortrag anlässlich des Symposiums «Nachdenken über Denkmalpflege» (Teil 2): «Das Denkmal zwischen Originalsubstanz und immateriellen Werten. Auf der Suche nach einer anderen Denkmalpflege«, Hundisburg, 16. November 2002

  • Sigrid Brandt (Autor/in)

Abstract

Schöpferische Denkmalpflege ist ein Schimpfwort. Wer es als Konzept für eine gegenwartsbezogene Denkmalpflege bemüht, gerät schnell in den Verdacht, allzu leichtsinnig wertvolle historische Substanz preiszugeben. Schimpfwort ist es jedoch vor allem aus Gründen der Geschichte des Faches selbst. Der Begriff der schöpferischen Denkmalpflege ist alt und entstammt einer Zeit, als man gegen Verrohung und Verwilderung der Sitten vorzugehen suchte. In der Zeit der Weimarer Republik, die von vielen Konservatoren als chaotisch empfunden wurde, sprach man von geistlich sittlicher Erneuerung des Volkes, vom Großen und Heldenhaften seiner Geschichte, davon, dass das Edle und Schöne im Denkmal und Heimatbild erzielt werden solle. Rudolf Esterer hatte 1929 nach der bereits vorangegangenen mehrfachen grundsätzlichen Kritik Paul Clemens in Bregenz mit einem Vortrag Heimatschutz und neue Baugesinnung den Begriff der schöpferischen Denkmalpflege eingeführt und dafür plädiert, dass Denkmalpflege nicht lediglich Bewahrung der Denkmale fordern könne. Ziel müsse es vielmehr sein, ein Objekt als Ganzes verständlich zu machen und es gegebenenfalls entsprechend zu verändern.

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