Wie lange dauert der neue Glanz der Werke? – Von der Obszönität der Rekonstruktion

Vortrag anlässlich des Symposiums «Nachdenken über Denkmalpflege» (Teil 6): «Denkmale nach unserem Bild? Zu Theorie und Kritik von Rekonstruktion», Bauhaus Dessau, 31. März 2007

  • Clemens Kieser (Autor/in)

Abstract

Materielle Hinterlassenschaften der Geschichte sind grundsätzlich als Fragmente zu begreifen. Auch die Objekte der Denkmalpflege sind, von ihr selbst erkoren, fortwäh-rend Fragmente: Einerseits als dingliche Fundstücke oder Bauwerke, andererseits als interpretationsbedürftige Zeichen, die in einem unabschließbaren geistigen, nicht jedoch handwerklichen Prozess, als denkmalpflegerische Objekte beständig zu (re-)konstruieren sind. Versinkt das Fragment in der materiellen Rekonstruktion eines Ganzen, so verblasst oder verschwindet es als Objekt der Denkmalpflege. Die als Totalität gedachte Vervollkommnung des Fragments verbaut dessen wertvolle "Leerstellen", verschleiert seine historischen Geheimnisse und utopischen Verheißungen. Die Rekonstruktion wird zur obszönen Handlung, die alles zeigt und den Eros der Erkenntnis zerstört.

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