Dass Sehen und Hören vergehen

  • Jochen Meister (Autor/in)

Abstract

Damien Hirsts verspiegelte Wandvitrine mit fast 27.000 Pillen im Museum Brandhorst in München steht im Mittelpunkt des Essays. Das Werk inszeniert die Tabletten als Warenfetisch mit körperverändernder Potenz und bannt diese zugleich in einer coolen Präsentation. Der Zwiespalt zwischen Leben und Tod, Schmerz und Wollust führt von Goethes Bemerkungen zur Medusa Rondanini, heute in der Münchner Glyptothek, zum pharmazeutisch konnotierten Werk von Damien Hirst. Dessen Titel verweist auf verweigerte Seelenerkenntnis in einer Umgebung, in die wir hilflos hinein geklatscht seien. Der Spiegel jedoch wird zu einem Instrument neuer Blickwinkel und der List der Bilder, welche die Ungeheuerlichkeiten menschlicher Existenz bannen, ohne dass Sehen und Hören vergehen. Hier berühren sich der stabile Ort des Museums und der dynamische Raum des Theaters. Anlässlich der Münchner Opernfestspiele 2010 geschrieben, spielt dieser Text zugleich mit dem Verhältnis zwischen Bühne und Museum. Letzteres wird als entschleunigte Bühne in einer Umkehrung der Verhältnisse zum Publikum betrachtet, in dem die Dinge quasi versteinert sind, während von der Bühne aus das Publikum gebannt wird.

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