I Documenti d’Amore von Francesco da Barberino

Zur politischen Funktion interpiktorialer Bildstrategien im frühen Trecento

  • Petra Schmid (Autor/in)

Abstract

Politische Ikonographie soll in dem Aufsatz als ein Forschungsgegenstand konturiert werden, der interpiktoriale Bildfindungsprozesse im frühen Trecento als eine aktive und performativ wirksame Partizipation an den zeitgenössischen Herrschaftsdiskursen und an der Entwicklung jener im Entstehen begriffenen "cultura laica" (Stefano Asperti) italienischer Kommunen in den Blick nimmt, im Zuge derer namentlich auch profanen Bildern eine immer tragendere Funktions- und Erkenntnisleistung sowie ein neuer politischer Wirkungsanspruch auf die BetrachterInnen zuerkannt wurde. In diesem Zusammenhang erweisen sich die Miniaturen, die der politisch engagierte und aktiv an zeitgenössischen Bilddiskursen partizipierende Notar und Dichter Francesco da Barberino (1264–1348) für sein allegorisches Lehrgedicht Documenti d'Amore entworfen hatte, als eine Möglichkeit, an den kommunalen Herrschaftsdiskursen, an der Formung kultureller Identitäten und an der Herausbildung einer politischen Erziehung der cittadini zu partizipieren sowie kollektive Wertvorstellungen zu konditionieren, zu reglementieren und zu modellieren. Auf welche Weise Francescos Bildfindungsprozesse als semiotisch organisierte Machtprozesse zu denken sind, die es dem Notar ermöglichten, aktiv an der Prägung kultureller Identitäten zu partizipieren und gesellschaftliche Normen visuell zu etablieren, soll anhand jener Bildfindungen verdeutlicht werden, die als ikonographische Aneignungen lesbar werden, indem sie bestehende Bildformulare der christlichen Ikonographie zitieren, adaptieren, appropriieren und für die eigene Aussage transformieren, aktualisieren und modifizieren.

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