Die Ikonografie des fähigen Menschen im Spätwerk Paul Ricœurs

  • Linda Schaumann (Autor/in)

Abstract

Das Anliegen dieses Beitrags ist, die Spätphilosophie Ricoeurs, wie er sie speziell in Das Selbst als ein Anderer entfaltet, als eine Ikonografie des fähigen Menschen zu lesen. Als Anlass für diese Lesart sollen im Besonderen zwei Spezifitäten diese Philosophie herausgestellt werden: 1. Ricoeurs Konstituierung des Subjekts, die das Subjekt als Selbst und darin wesent- lich als einen Anderen und in Interaktion mit dem Anderen verstanden wissen will. Indem Ricoeur an die Stelle des unmittelbar gesetzten ich, dessen Existenz als Evidenz erfahren wird, das Selbst setzt, muss das Subjekt sich zuerst über einen Umweg erfahren, um sich als Selbst konstituieren zu können. Dieser Umweg führt über seine veröffentlichten Fähigkeiten. Mit veröffentlichen Fähigkeiten sind hier solche gemeint, die dem Selbst in ihrer Aktualisierung anschaulich werden und in Interaktion mit dem Anderen stehen. 2. Gibt Ricoeurs Ausgestaltung der institutionell vermittelten Distribution von ökonomischen Gütern Anlass, seine Philosophie als politische Ikonografie zu lesen. Diese soll im Anschluss an Rawls und mit Blick auf die Erhöhung der Produktivität ungleich und an der Leistung bemessen erfolgen. Beide genannten Punkte werden im Artikel aus dem Spätwerk Ricoeurs hergeleitet und dabei auch in Ricoeurs metaphysischen Grundannahmen im Anschluss an Spinoza und de Biran fundiert, die es gleichsam herauszuarbeiten gilt. Abschließend zeige ich, indem ich die vorgenannten Punkte mit der metaphysischen Fundierung zusammenführe an, dass Ricoeurs Spätphilosophie ebenso wie als Ikonografie des fähigen Menschen auch, und ersteres fundierend, als Ikonografie der Institution gelesen werden kann.

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