Kalkulierte Naivität

Damien Hirsts Interviewband On the way to work

  • Philipp Schönthaler (Autor/in)

Abstract

Der folgende Beitrag argumentiert, dass Damien Hirst in seinem Interviewband On the way to work das Interview, das im 20. Jahrhundert im kunstgeschichtlichen Diskurs zu einem eigenständigen Genre avanciert, als spezifisches Medium nutzt. Hirst liefert in seinen Interviews weniger einen Kommentar zu seinem Werk, vielmehr stellt der Band ein erweitertes Kunstobjekt dar. Indem Hirst Stereotypen von Künstlerbiografien zitiert, weist er den biografischen Ursprung des künstlerischen Schaffens einerseits als "Lese- und Verstehensfigur" (Paul de Man) in seiner Rhetorik aus. Andererseits insistiert er aber mit dem lebensweltlich verorteten Künstlersubjekt auf einer Welthaltigkeit und Wirkungsästhetik der Kunst. Insofern spricht der Beitrag von einer "kalkulierten Naivität": In einer Situation, in der die immanenten und diskursiven Spielräume der Kunst formalästhetisch und politisch weitgehend ausgereizt sind, bringt Hirst das Künstlersubjekt erneut ins Spiel, um eingedenk theoretischer Aporien, wie die Beziehung zwischen Kunst und Lebenspraxis zu denken ist, trotz allem auf einer Welthaltigkeit der Kunst zu beharren.

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