Ein Album und sein Digitalisat – Fragen zum Begriff des Hyperimage

  • Julia Rössel (Autor/in)

Abstract

Bei der Idee des ‚hyperimage‘ als sinngenerierendem Bildgefüge aus autonomen Bildern wird mit einem Bildbegriff umgegangen, der Medialitäten und deren Charakteristika kaum in den Fokus nimmt, wohingegen die rezeptionsästhetischen Momente besonders hervorgehoben werden. Allerdings ist es das Zusammenspiel vom Medium des sogenannten ‚hyperimage‘ und der Rezeptionsweise des Betrachters, welche von Felix Thürlemann beschrieben wird, das überhaupt erst zu der Wahrnehmung einer epistemischen Bildkombination bzw. eines pluralen Bildes führen kann. Bei der Sichtung von Thürlemanns Fallbeispielen fällt auf, dass er sich auf Bildkonstellationen oder deren Darstellungen konzentriert, die ein ausstellender, ein zeigender Charakter eint. Wie verhält es sich jedoch mit „unsichtbaren“ Bildersammlungen? Jegliche museale Präsentation ist lediglich eine Auswahl aus Bilderkonvoluten, die in Depots gelagert verborgen bleiben. Am Beispiel graphischer Sammlungen untersuche ich im Rahmen meiner Promotion, inwieweit bereits diese Depotsituation, die Ordnung und Sortierung der dortigen Bilder, nicht nur zum Wiederauffinden eines bestimmten Objektes dienen, sondern dem Nutzer auch eine bestimmte Aussage über den Kontext dieses Objektes bieten kann, die sich durch seine Kombination mit anderen Bildern innerhalb bestimmter Medien ergibt. Ob hierfür der Begriff des ‚hyperimage‘ als Beschreibung dienlich ist, möchte ich im ersten Teil meines Artikels untersuchen. Dafür werden Bildkonvolute der Graphischen Sammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel beispielhaft analysiert. Im zweiten Teil setzte ich mich mit pluralen Bildern auseinander, die Thürlemann in seinem Buch Mehr als ein Bild – Für eine Kunstgeschichte des ‚hyperimage‘ ausgeklammert hat: Derzeit werden viele graphische (und andere museale) Sammlungen digitalisiert und im Internet öffentlich zugänglich gemacht. Natürlich sind digitalisierte Sammlungen nur eine Form der Präsenz von Bildern im Internet, die laut Thürlemann sehr mannigfaltig sein kann. Sie bieten sich allerdings, aufgrund ihrer konzeptuellen und institutionellen Geschlossenheit als Untersuchungsgegenstand an, um Thürlemanns Ausschlusskriterien digitaler Bildersammlungen für den Begriff des ‚hyperimage‘ genauer zu untersuchen. Ist nicht auch der Umgang mit einer materiell gebundenen Bildersammlung, wie Diaprojektionen, gewissermaßen interaktiv und von persönlichen Interessen gelenkt? Spielt nicht die „sprachliche Vermittlung“ im digitalen, wie im analogen Raum eine Rolle beim Erstellen und Erschließen von ‚hyperimages‘? Im abschließenden Teil des Artikels werden die Beobachtungen aus beiden untersuchten Bereichen unter medientheoretischen Aspekten analysiert und der Begriff des ‚hyperimages‘ auf seine Eignung hierfür hin nochmals verhandelt.

Statistiken

loading
Sprache
de