Über die verborgene Andersheit des eigenen Selbst im Blick
Eine Auseinandersetzung mit dem Werk des Künstlers Aernout Mik im Zusammenhang mit einer Phänomenologie der Wahrnehmung
Identifiers (Article)
Abstract
Erst wenn wir die Zone der Vertrautheit verlassen haben, wenn Eigenes und Fremdes ineinander verschlungen sind, erst dann fangen wir an zu sehen. Die scheinbar vertraute Welt gerät über den Blick ins Wanken und führt zu neuen Formen der Sichtbarkeit. Insbesondere Künstler schaffen es, den Blick aus dem Lot zu bringen, und ein reflexives Bewusstsein für das Fremdartige im scheinbar Vertrauten zu schüren. Die Kunst des Niederländers Aernout Mik lässt die eigene Leiblichkeit in der Konfrontation mit dem Fremden erfahrbar werden. In Übereinkunft mit einer Phänomenologie der Wahrnehmung aus der Perspektive Maurice Merleau-Pontys werden exemplarisch zwei Arbeiten Miks untersucht und der Versuch unternommen, Kunst und Philosophie anhand dieser Beispiele zusammenzudenken. Der Beitrag zeigt, wie der Künstler in einem ständigen Wechselspiel von Normalität und Absurdität, sowohl auf inhaltlicher als auch auf struktureller Ebene, dem emphatischen Blick immer wieder eine radikale Absage erteilt. Der Blick scheitert in der Betrachtung der Werke auf immer neue Weise im Versuch, die gesehene Szenerie zu ordnen oder das Gesehene zu verstehen. Die Gesellschaftskritik, die der Künstler dabei in allen seinen Arbeiten äußert, erschüttert den vertrauten Blick durch die Irritation alltäglicher Wahrnehmungsmuster. Genau diesem Aspekt widmet sich der Beitrag – einer Blickstörung, die unmittelbar leiblich wird. Auf diese Weise wird ein Sichtbarkeitsmodell entfaltet, das dem verborgenen Leib Sichtbarkeit im Sinne eines leiblichen Sichtbarwerdens verleiht. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht damit nicht das Moment augen-blicklicher Identifikation. Vielmehr wird Sichtbarkeit aus einem Bruch heraus reflektiert und die Frage gestellt, wie sich Leiblichkeit aus einer Irritation, Distanz und Dissoziation über das künstlerische Werk gründet.
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