Wo Hexen und Dämonen wohnen
Die Räume des Bösen im DEFA-Märchenfilm
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Abstract
Zwischen 1950 und 1990 produzierte die Deutsche Film AG (DEFA) etwa fünfzig Spielfilme nach Märchenvorlagen für Kino und Fernsehen, die sich teilweise bis heute ungebrochener Beliebtheit erfreuen. Märchen, die auf Beschreibungen von Orten und Personen zumeist verzichten, bieten zahlreiche Leerstellen, die von den Szenen- und Kostümbildnern der DEFA bedeutungstragend geschlossen werden konnten. Denn Szenen- und Kostümbild sind weit mehr als das dekorative Beiwerk eines Films; sie können Figuren charakterisieren und das Geschehen kommentieren. Ohne in die Märchenhandlung einzugreifen, können dem Film mithilfe bewusst konstruierter und ausgestatteter Filmräume und Kostüme Bedeutungsebenen hinzugefügt werden, die weit über die literarische Vorlage hinausweisen. Der eindeutigen Zeichnung von Gut und Böse in einer kontrastreichen Märchenwelt kam dabei mehrfache Bedeutung zu. Zum einen ist der Sieg des Guten über das Böse eine dramaturgische Konstante des Märchens, die in der Ästhetik des Films Gestaltung finden muss. Außerdem sollten Märchenadaptionen der DEFA besonders in den 1950er und 60er Jahren nicht als bloße Unterhaltung, sondern als unterhaltende Erziehung im Geiste sozialistischer Ideologie wirken. Die Übersetzung der meist knappen Märchentexte in das Medium Film erforderte sowohl eine komplexe dramaturgische Bearbeitung, als auch eine ausgefeilte Bildregie, die von dem ab 1953 tätigen beratenden Pädagogen der DEFA, Hellmuth Häntzsche, mit den Begriffen der "progressiven Interpretation" und der "ästhetischen Konkretisierung" beschrieben worden sind. Seinen Ausführungen folgend sollte der Kampf des Guten gegen das Böse im Märchenfilm seine Parallele zum Kampf des Sozialismus gegen den Kapitalismus in der politischen Realität finden. Dieser Kampf sollte dem Publikum ästhetisch erlebbar gemacht werden, um die erhoffte erzieherische Wirkung zu entfalten. Doch war der erzieherische Impetus der Märchenfilme nicht zu allen Zeiten gleich stark ausgeprägt, sondern spiegelt die jeweilige politische Situation der Entstehungszeit. Anhand von drei Filmbeispielen – "Das kalte Herz" (1950), "Die schwarze Mühle" (1975) und "Froschkönig" (1987/88) – soll gezeigt werden, zu welch unterschiedlichen, aber immer überzeugenden ästhetischen Lösungen die Szenen- und Kostümbildner der DEFA fanden, wenn es um die Charakterisierung des Bösen im Märchenfilm ging. Besonderes Augenmerk wird dabei auf jene Bildtraditionen gelegt, die von den Künstlern bewusst eingesetzt worden sind, um Negativfiguren eindeutig zu zeichnen.
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