„Schwieriges Erbe“ (?) Siedlungen aus der Zeit der deutschen Besatzung im heutigen Polen
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Abstract
Thema des Aufsatzes sind ehemals deutsche Wohnsiedlungen aus der Zeit der deutschen Besatzung auf dem Gebiet des heutigen Polens, die unter dem Gesichtspunkt des Begriffes „schwieriges Erbe“ betrachtet werden. Eine zentrale Stellung nehmen in diesem Kontext Beispiele von Städten des einstigen Warthelandes ein, das Großpolen, einen Teil Kujawiens und Masowiens sowie Lodz (Łódź) mit Umgebung umfasste. Auf diesem Gebiet ist das Familiengedächtnis an die Ereignisse der Kriegszeit immer noch lebendig. Der Bau von Wohnsiedlungen bildete einen Teil des umfassenden Programms der Germanisierung dieser Gebiete. Die Realisierung der Bauvorhaben war mit der Vertreibung von Polen verbunden, deren Platz Deutsche aus den baltischen Ländern und Wolhynien einnahmen. An die Forschungsrichtung der heritage studies zum „schwierigen Erbe“ (eng. difficult/dissonant heritage) anknüpfend wird das Augenmerk vor allem darauf gerichtet, wie die ehemaligen deutschen Wohnsiedlungen in der Nachkriegszeit genutzt wurden, inwiefern sie mit der Besatzungszeit identifiziert wurden und welchen Veränderungen sie unterlagen und unterliegen. Die zeitgenössische Wahrnehmung ehemals deutscher Häuser als ein „fremder“ Bestandteil polnischer Städte ist vor allem mit ihrem charakteristischen Erscheinungsbild verbunden. Zahlreiche Renovierungen haben zwar das Erscheinungsbild vieler Häuser verändert, dennoch bleibt die alte Ästhetik weiterhin klar erkennbar. Auch die städtebaulichen Werte der einst deutschen, nun in die nachkriegszeitliche Bebauung eingebetteten Siedlungen sind noch sichtbar. Eine Betrachtung der Geschichte deutscher Wohnsiedlungen aus der Perspektive der heritage studies ermöglicht es, das Ringen mit der Erinnerung an schwierige Ereignisse aufzuzeigen, und ähnelt den Überlegungen von Architekten, die an Orte erinnern, welche von der Geschichte des Nationalsozialismus geprägt sind. Die im vorliegenden Aufsatz angeführten Beispiele zeigen auf, dass es in der heutigen Reflexion über das „schwierige Erbe“ von höchster Bedeutung ist, Diskussionen und Gespräche mit Bezug auf den konkreten Ort und die zeitgenössischen Nutzer durchzuführen.
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