Öffentliche Skulptur zwischen Überinterpretation und deren Gegenteil: Gelandet von Auke de Vries

  • Hans-Ernst Mittig (Autor/in)

Abstract

Öffentlich aufgestellte Skulpturen werden dem Publikum oft mittels eines willkürlichen Assoziierens erläutert, das gleichzeitig von den wirklichen Inhalten ablenken kann. Akteure einer "Unterinterpretation" sind nicht nur Publizisten, sondern – das ist weniger selbstverständlich – manchmal die Künstler selbst, zum Beispiel wenn sie unbequeme Inhalte gegenüber den Auftraggebern dementieren wollen oder wenn sie die Rezeption einer Arbeit selbst ablehnend rezipieren. Auch solche künstlerischen Selbstzeugnisse sind am Gegenstand zu prüfen. Das ist erst recht unentbehrlich für die Frage, wie weit unausgesprochene Bewusstseinsinhalte in die Interpretation einzubeziehen sind: Sie müssen im Gegenstand zumindest Spuren hinterlassen haben. Die Frage, ob an einem Kunstwerk Wahrgenommenes inhaltlich oder stilistisch zu erklären ist, fand ein neues Arbeitsfeld angesichts dekonstruktivistischer öffentlicher Skulptur. Diese konnte gleichzeitig ein innovatives Formprinzip vortragen und die Zerstörbarkeit ihrer Umgebung thematisieren. Als Prüfstein dieser Thesen wird die Stahlskulptur Gelandet untersucht, die Auke de Vries 2001 bis 2002 für das Debis-Hochhaus in dem neu gebauten Berliner DaimlerChrysler Quartier geschaffen hat. Die auffallenden Buchstaben und Ziffern an der Skulptur sind bisher nirgends erwähnt worden. Während der Begegnung dieses "Flugobjekts" mit dem Turmhaus ereignete sich der Angriff auf das New Yorker World Trade Center.

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