Das tote Grabbild eines Regenten und Reformers – Simulacrum des verehrten Körpers
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Abstract
Kardinal Francisco Ximenez de Cisneros (1436-1517) war als Erzbischof von Toledo, Großinquisitor sowie Regent von Kastilien eine der einflussreichsten Persönlichkeiten im frühneuzeitlichen Spanien. Nach seinem Tod erhielt er eines der teuersten Grabmäler in der Geschichte der spanischen Sepulkralkunst. Trotzdem stand das Monument, das auf dem Entwurf des Florentiners Domenico Fancellis beruht, in der Forschung bis dato im Schatten des Grabmals der Katholischen Könige Ferdinand von Aragon (1452-1516, reg. 1479-1516) und Isabella der Katholischen (1451-1504, reg. 1474-1504) in der Capilla Real in Granada und des Infanten Johann in Avila (1478-1497), die der Künstler und seine Werkstatt zuvor geschaffen hatten. Denn Fancelli verstarb 1518, ohne je Hand an den Marmor des Kardinalsgrabmals gelegt zu haben. Ausgeführt wurde es von der Werkstatt des in Italien ausgebildeten spanischen Bildhauers Bartolomé Ordóñez und bis 1524 fertiggestellt von der seines Nachfolgers Pietro Aprile aus Carona. Als Hauptwerk Ordóñez' gilt jedoch das Grabmal Philipps des Schönen (1478-1506, reg. 1504-1506) und Johannas der Wahnsinnigen (1479-1555, reg. 1504-1506), das sich ebenfalls in Granada befindet. Durch diese Fokussierung der Forschung auf die Königsgrabmäler ist das Grabmonument des Kardinals, obwohl ebenbürtig, bislang zwar nicht unbeachtet geblieben, jedoch auch nicht in den Vordergrund der Aufmerksamkeit gerückt. Entsprechend lückenhaft wurde das hier zu diskutierende Werk über ikonographische Bestimmungen hinaus auf seine Visualisierung der geschichtlichen Zusammenhänge hin untersucht. Soziokulturelle Fragen nach den Konstellationen, aus denen es hervorgegangen ist, sind bislang schwach beleuchtet, ebenso wie Fragen danach, inwiefern das herrscherliche Kardinalsgrabmal visueller Ausdruck von Glaubensvorstellungen und Kirchenpolitik seiner Zeit war.
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