Kunst und Revolution

John Berger und der sowjetische Bildhauer Ernst Neiswestni

  • Kai Artinger (Autor/in)

Abstract

John Berger war einer der einflussreichsten Kunstkritiker der Linken in den 1950er Jahren in Großbritannien. Er spielte eine zentrale Rolle in den Diskursen über die Situation der Kunst und ihre Zukunft. Bezeichnend für sein Kunstverständnis war es, ausgetretene Pfade zu verlassen und den herrschenden Kanon zu ignorieren. Daher erfasste sein Blick auch die osteuropäische Kunst. Seit 1953 besucht er mehrfach die UdSSR und die DDR. Als unabhängiger Marxist lehnte sich Berger an den Strategien der Kommunistischen Partei Großbritanniens (KPGB) an, an deren Debatten er partizipierte und für deren Zeitung er schrieb. Er hat ebenso enge Kontakte zu Kommunisten, die nach England emigriert sind oder auf dem Kontinent im Westen leben wie den Österreicher Ernst Fischer und den aus Ungarn stammenden Kunsthistoriker Frederick Antal, als dessen „inoffiziellen Schüler“ er sich sah. 1962 lernt Berger in Moskau den fast gleichaltrigen russischen Bildhauer Ernst Neiswestni kennen, der zu diesem Zeitpunkt bereits ein „Kunstdissident“ ist und im russischen Kunstbetrieb von den Behörden ausgegrenzt wird. Berger, der begeistert ist von dem nonkonformistischen Werk, schreibt in England euphorisch darüber. Nach dem legendären Zusammentreffen im November 1962 zwischen Chruschtschow und Neiswestni verschlechtert sich die Situation des Bildhauers weiter. Er bittet Berger, ein Buch über ihn zu schreiben. Es soll helfen, seine Emigration vorzubereiten. „Art and Revolution“ entsteht und macht Neiswestni im Westen einem größeren Publikum bekannt.

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