„Der verfemte Teil“. Die polnische Kunstgeschichte und der kommunistische Diskurs nach dem Tod Stalins

  • Wojciech Bałus (Autor/in)

Abstract

Mieczysław Porębski (1921-2012), polnischer Kunsthistoriker und Spezialist für die Kunst des 20. Jahrhunderts, veröffentlichte 1962 eine Studie Kunst und Information. Für ihn stellten Kunstwerke Spuren dar, die der Künstler (Sender) hinterließ, um sie dem Empfänger zu vermitteln. Nach Meinung des Autors wurde die Kunst als Information innerhalb der gesellschaftlichen Realität geboren, die sich nach dem Konzept von Roger Caillois in profanum und sacrum gliedert. Porębski schrieb in Anlehnung an George Bataille, dass Feste und Feiern dazu dienen, jegliche Art von akkumuliertem Überschuss zu zerstören, was Bataille ebenso auf materiellen Überfluss bezieht wie auf gefährliche, aufgestaute Gefühle wie Aggressionen. Indem er eine mystische Begründung der Überschreitung ausklammert, kann Porębski aus ihr ein Werkzeug der Revolution schmieden. Die Transgression konnte sich nun als dauerhaft und unwiderruflich erweisen. Aber die Herrschaft des Kommunismus hat die Überreste des sacrum nicht zum Verschwinden gebracht. Die Spuren des Sakralen blieben in der Kunst lebendig. Der sozialistische Realismus wollte dieses Erbe zum Verschwinden bringen. Ganz in diesem Sinne konstatierte Porębski 1950, dass die Isolation der Kunst endlich überwunden sei und damit eine „gemeinsame Sprache“ das Wort ergriffen habe, „gemeinsame Kriterien, die sowohl für die eigene Realität des Sozialismus als auch die Welt außerhalb ihrer Geltung beanspruchen können“. Nach dem Ende des Stalinismus bemühte er sich aufzuzeigen, dass es sich genau umgekehrt verhalte. Das künstlerische Schaffen sollte sich außerhalb der ideologischen Zwangsjacke entwickeln – was jedoch nicht eine Trennung von der gesellschaftlichen und politischen Realität bedeuten sollte.

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