Wahrnehmung, Vorstellung, Einschätzung. Was vermitteln uns Denkmäler über ihre Substanz?
Vortrag anlässlich des Symposiums «Nachdenken über Denkmalpflege» (Teil 2): «Das Denkmal zwischen Originalsubstanz und immateriellen Werten. Auf der Suche nach einer neuen Denkmalpflege», Hundisburg, 16. November 2002
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Abstract
Die Bewertung eines Denkmals erfolgt auf verschiedenen Ebenen, gesellschaftliche Gruppen können ganz unterschiedliche Werte einem Denkmal zuordnen. Am Beispiel des baulichen Umgangs eines Fachwerkgebäudes des ausgehenden 17. Jahrhunderts in Aschersleben am Harz soll aufgezeigt werden, wie man zu einer allgemein anerkannten Einschätzung kommt, warum ein Gebilde Denkmal genannt werden kann. Nach unserer Auffassung werden im Verlauf der Denkmalbewertung durch die Denkmalerfasser zu einer Urteilsbildung nicht nur historische Substanzwerte, sondern auch gestalterische Attraktivitätswerte herangezogen. Wenn man eine Vorrangstellung des Sehens annimmt, muss man zugeben, dass man historische Substanz nicht direkt wahrnehmen, sondern lediglich die Gestalt einer gedachten Originalsubstanz vermuten kann. Die vermeintliche Attraktivität dieser Gestalt spielt bei der Denkmalbewertung eines Gebildes, einer Bausubstanz eine nicht unwesentliche Rolle. Da es letztendlich darum geht, dass Denkmal nicht ausschließlich in seiner Historizität, sondern auch in seiner architektonisch gestalteten Attraktivität zu bewahren, ist nicht zuletzt der bauliche Umgang mit dem Denkmal entscheidend für dessen Bewertung: ob ein Denkmal nach erfolgter Modernisierung, Renovierung, Sanierung etc. durch die Denkmalbehörden auf- oder abgewertet wird. Daher wird vorgeschlagen, die Erfassung von Denkmalen zukünftig besser in zwei Schritten vorzunehmen. Denkmalpflege ist sowohl wissenschaftliche Bewertung (und eine davon abgeleitete Handlungsanleitung) als aber auch konkretes baupraktisches Handeln. Wir meinen, dass man mit einem zweistufigen Bewertungsverfahren zu einer stärkeren Fundierung des Denkmalgedankens in der Gesellschaft kommen kann.
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