Wieviel Zeit verträgt das Sein? Eine Anmerkung zum Free Jazz

  • Dirk Baecker (Autor/in)

Abstract

Der Ausgangspunkt des Beitrags ist eine theoretische Zumutung: Soziale Systeme und psychische Systeme sind operational geschlossen und können sich wechselseitig nicht informieren, sondern nur irritieren. Informieren müssen sie sich jeweils selbst, indem sie ihre Selbstreferenz in Anspruch nehmen, um fremdreferentiell ihre Umwelt abzutasten. Psychische Systeme sind prominente Phänomene in der Umwelt sozialer Systeme und umgekehrt soziale Systeme prominente Phänomene in der Umwelt psychischer Systeme. So wird aus der wechselseitigen Irritation rasch, vielleicht zu rasch, eine wechselseitige Faszination. Der Free Jazz unterbricht dieses zu rasche Einvernehmen. Er kommuniziert Störungen, die vom Bewusstsein dann doch wieder fasziniert als Anregungen zu einem rekursiv turbulenten Hören rezipiert werden, die keine andere Umwelt zu bieten hat, aber sehr viel mit der Nervosität zu tun haben, die als Reibungsfläche zwischen Bewusstsein und Gesellschaft deren verlässlichste Verknüpfung ist. Der Beitrag diskutiert die theoretischen Grundlagen für diese Beobachtungen und stellt sie in den Zusammenhang insbesondere der Zeitstrukturen des Free Jazz.

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