Verwaltungsbauten der 1960er Jahre in der DDR
Entwicklungslinien in den thüringischen Bezirken Erfurt, Gera und Suhl
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Abstract
Verwaltungsbauten entstehen an Orten mit administrativen oder wirtschaftlichen Funktionen. Während in den 1950er Jahren eher eingreifende territoriale Umstrukturierungen (Bezirksbildung und «Kreisreformen») und die Etablierung neuer Massenorganisationen Anlässe für derartige Neubauten im DDR-Gebiet waren, gestalteten sich die Rahmenbedingungen später anders: Die 1960er Jahre waren eine Zeit beschleunigter wirtschaftlicher Entwicklung. Dass damit städtebaulicharchitektonische Schwerpunkte gesetzt wurden, zeigen neben den bekannten Planstädten dieser Jahre beispielsweise Schwedt/Oder und Halle-Neustadt weitere umfassende Industrieansiedlungen. Für die thüringischen Bezirke bedeuteten die 1960er Jahre industrielle Entwicklungsschübe, auch jenseits der Städteachse Erfurt Weimar Jena Gera. Am bekanntesten wurde der so genannte Eichsfeldplan, der vorsah, die katholisch verwurzelte Region im Nordwesten des Bezirkes Erfurt – ein vermeintlich «wirtschaftliches Notstandsgebiet» – industriell zu überprägen. Neben industriellen Ansiedelungen wurden während der 1960er Jahre auch die Innenstadtbereiche der DDR-Großstädte zum Ausbreitungsfeld für neue Verwaltungsbauten. Hier drängte die Politik darauf, den Wiederaufbau endlich abzuschließen. In den Stadtzentren sollten «geschlossene und städtebaulich wirkungsvolle Komplexe» entstehen, die ein Bild der neuen Gesellschaft zu vermittelten im Stande waren. Auch wenn die Umgestaltung der Innenstädte kaum die erhofften Ausmaße erreichte, waren Verwaltungsbauten hierbei wichtige Stadt-Bausteine. Gerade gegen Ende des Jahrzehnts wurden als krönende Abschlüsse der Städte bauliche Höhendominanten vorgesehen stadtbildprägende Turmhochhäuser, die vornehmlich die profilbestimmenden Industrien oder Forschungseinrichtungen der jeweiligen Stadt bildzeichenartig repräsentieren und deren Büro- und Verwaltungsräume aufnehmen sollten. Diese prominent positionierten und bedeutungsmäßig aufgeladenen Projekte stellen sich angesichts des Blicks auf das Gesamtthema Verwaltungsbau der 1960er Jahre in der DDR allerdings als Ausnahmen dar. Prägender als die Episode der «sprechenden Bildzeichenarchitektur» war hier die konsequente Fortsetzung des 1955 mit der so genannten Wende im Bauwesen begonnenen Weges der Abkehr von der historistischen Stildoktrin der Stalin-Zeit und der Nachholung der Moderne. Das bedeutete neben einer ästhetischen Modernisierung vor allem vom traditionell-handwerklichen zum industriellen Bauen überzugehen und schloss vielfältige technische und strukturelle Rationalisierungsbestrebungen ein. Schließlich vollzogen sich auch erhebliche Veränderungen in der Organisation des Bauwesens. Die planungsorganisatorischen, konstruktions- und gebäudetypologischen Entwicklungslinien werden am Beispiel der drei thüringischen DDR-Bezirke Erfurt, Gera und Suhl überblickartig dargestellt.
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